Leerstand in Icking

“Mehr Gerechtigkeit“ – so heißt die letzte Streitschrift von Hans-Jochen Vogel und er mahnt darin die Lokalpolitiker, Grund und Boden nicht dem freien Markt zu Spekulationszwecken zu überlassen. Denn „Grund und Boden sind nicht vermehrbar“ …

und wenn eine Gemeinde reich an Grundstücken ist, auch an ungenutztem Brachland, kann sie souverän entscheiden. Das könnte im Falle Ickings heißen, Platz für ein Jugendzentrum oder für ein Seniorentagesheim zu schaffen, vielleicht sogar mit angrenzendem Kurpark. Oder den Bediensteten Mietwohnungen zur Verfügung stellen, und sich damit bewusst dem Trend entgegenzustellen, dass Wohnen für den Einzelnen immer teurer wird. Über dies hätte der Gemeinderat am 15.7.2021 positiv abstimmen können, weil da ein diesbezüglicher Antrag der SPD Icking vorlag. Es ging darum, ab dem Haushalt 2022 jährlich einen bestimmten Betrag zurückzulegen, um damit ein Guthaben anzusparen, das dann für Grundstückskäufe und die Förderung von Wohnraumschaffung im Altbestand verwendet werden kann, so der Antrag in Kurzform.

Doch die Chance wurde vertan. Das erste überhaupt nicht visionäre Gegenargument lautete, „Grundstücksbevorratung müssen wir nicht machen, wir sind ja keine Landwirte“ (Zitat UBI). Das zweite Gegenargument, dieses Mal von der CSU: „Wenn wir auf ein angespartes Guthaben Negativzinsen zahlen müssen, können wir genauso gut einen Kredit aufnehmen und Positivzinsen zahlen.“ Jaja, aber es wird übersehen, dass wir schnell handlungsfähig sein müssen, wenn etwas zum Verkauf ansteht und wir deswegen ein Polster brauchen, um zumindest den Reservierungspreis zu zahlen.

Heutzutage ist es ja so, dass man einen Verkäufer nicht mehr runterhandelt, sondern freiwillig mehr bietet, um im Rennen zu bleiben. Da die Grundstücke rasant an Wert gewinnen, ist jede Investition in Grund und Boden so, dass eine Gemeinde nichts falsch machen kann, auch wenn sie heute mehr zahlt, als der Grund gestern wert war. Soviel ist sicher: Morgen wird der Preis pro Quadratmeter noch höher sein.

Schade, dass den visionären Ideen der Grundstücksbevorratung einfache Stricklieselargumente dagegensetzt wurden. Die Bodenspekulanten wird’s freuen. Beatrice Wagner